heftig eingeschlagen war der Bericht der Süddeutschen Zeitung über die teilweise irrwitzigen Preisanhebungen in der Gastronomie. Beim genauen Lesen war der Artikel etwas differenzierter. Teilweise war die Kritik berechtigt. Nur weil manche Portionen auf dem Teller kleiner und die Preise dafür höher sind, ist das noch kein Beweis dafür, dass ein guter Koch in der Küche steht. Auch wir mussten erleben, dass manche Preise deutlich über das Ziel hinausschossen.
Viele Gäste verstehen nicht, dass es der Gastronomie schlecht gehen soll, weil man fast überall reservieren muss und alle Plätze besetzt sind. An oberster Stelle der Gastronomie-Sorgen steht der Personalmangel. Wir haben erlebt, dass es abgespeckte Speisekarten gibt, weil der Koch alleine in der Küche steht. Er muss seine aufwändigen und kreativen Ideen reduzieren, weil die Zeit zur Umsetzung fehlt. Da wirkt der Stillstand während der Corona-Pandemie immer noch nach. Viele ehemalige Gastronomie-Arbeitskräfte haben sich andere Arbeitsplätze gesucht, mit geregelten Arbeitszeiten und mit den vielen Sonderleistungen, die es so gibt.
Beim Testen in einem Restaurant konnten wir die Unterhaltung an einem Nachbartisch hören. Ein Gast erzählte, dass eine große Zahnarztpraxis gerne Mitarbeiter aus der Gastronomie einstelle. Im Gegensatz zu medizinischen Angestellten seien die wesentlich freundlicher und würden nicht nur schroff sagen: »Kärtchen!«, sondern angenehmer mit den Patienten umgehen.
Was in Deutschland fehlt, ist eine langfristige Strategie. An erster Stelle fehlt das der Politik. Während Russland und China sich weltweit Häfen und Länder zusammenkaufen, fliegen unsere Politiker zu Freundschaftsbesuchen.
Warum gibt es keine langfristige Strategie für den deutschen Wein?
Förderung der jungen Winzer, gezielte Marketingoffensiven und andere geeignete Maßnahmen, die mit den Winzern abgesprochen werden sollten: Deutsche Weine als Produkt eines einzigartigen Weinlands darstellen: Wein aus Steilhängen zwischen mittelalterlichen Burgen, etc…Warum gibt es keine Argumentationshilfen gegen die Kampagne »jeglicher Alkohol ist Gift«?
Ein schwieriges Jahr liegt hinter den Winzern. Die Weine waren extremen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Frost, zweiter Austrieb, Wasser, Dauerregen… Da mussten die Winzer ruhig bleiben und mit viel Gespür die richtigen Schritte einleiten. Der Jahrgang 2024 beschert einerseits einen Rückgang an Erträgen, aber andererseits eine hohe Qualität.
Gerade die Jugend verändert die überkommenen Verhaltensweisen. In Frankreich wendet sich die Jugend vom Weintrinken ab. Neben der fehlenden Strategie gibt es Veränderungen unter den Verbrauchern: Marmeladen, Spargel etc. werden weniger beachtet. Da wäre eine langfristige Strategie angesagt, die sich speziell an die Jugend wendet, um diese Zielgruppe zum Wein und zu gesundem Essen zu führen. Es ist immer kostengünstiger, rechtzeitig mit der Strategie anzufangen und sich nicht erst dann aufzuregen, wenn das Kind schon im Brunnen liegt.
Zur aktuellen Situation: Die Verbraucher sind irritiert: Kriege, Inflation, Stellenstreichungen, und Insolvenzen hemmen die Kauflust. Bei Winzern und Gastonomen fehlen insgesamt Mitarbeiter und zahlungskräftige Kunden.
Weltweit kommen in Beton gegossene Weisheiten ins Wanken. Da hilft nur Aufgeschlossenheit.
Veränderungen müssen nicht von vorneherein schlecht sein, so zitieren wir Hermann Hesse: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«.