Platens Restaurant im Rhein-Hotel

Heute: Sonne–Regen – Mix mit viel Wind! Deshalb entscheiden wir uns sofort für den chicen und gemütlichen Wintergarten (so­zusagen in der ersten Reihe) mit der phänomenalen Aussicht auf den momentan grüngrauen Rhein, auf Wolkenfetzen, Bäume und das gegenüberliegende grüne Ufer in Platens Restaurant in Nierstein. Im Innern des hellen Raums gefallen uns elegant eingedeckte Tische, komfortables Mobiliar und vor allem die reizende Frau Zimmermann, die uns wieder herzlich begrüßt, uns aufmerksam und gekonnt perfekt umsorgt und uns den Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten weiß. Gut gelaunt und charmant kümmert sich ebenfalls die Chefin des Hauses um die Gäste. Sie freut sich mit dem gesamten Team über die diesjährige Auszeichnung der IHK als »Hervorragender Ausbildungsbetrieb«.

Die vielversprechende Speisekarte macht uns mal wieder die Auswahl schwer, als Neuerung und auch als kleine Hilfe für die Küche kann sich der Gast selbst ein Riverside-Menü aus der Karte zusammenstellen, bei tischweiser Order bekommt er dafür sogar einen Rabatt. Apropos Küche: die zeigt sich uns sofort von ihrer besten Seite mit einem sensationellen, noch warmen, frischen Traubenkernbrot und dem passenden Öl und zweierlei Popcorn zum Knuspern: zum einen verfeinert mit weißer Schokolade, Meersalz und Trüffel, zum andern verfeinert mit Wacholder, Limette und Karamell. Beides traumhaft! Wir können uns gar nicht entscheiden, welches besser schmeckt. Diese Entscheidung nimmt uns aber ganz schnell der Küchengruß ab, denn da bekommen wir die original-Küchenversion von eggs Benedict: ein Scheibchen Brioche, darauf eine leicht angebratene Jakobsmuschel, darauf eine Riesengarnele, darauf ein pochiertes Wachtelei, das alles in einer beurre blanc – das ist top!

Wir sind absolut hingerissen von dieser Harmonie im Mund. Einen fruchtigen, ebenfalls harmonischen, nicht zu süßen alkoholfreien Traubensecco, den Looping vom Weingut Raddeck gibt es heute für mich, der dient als Apéritif und begleitet auch mein Essen ausgezeichnet (7,50 €). Die umfangreiche Weinkarte bei Platens bietet unzählige weiße und rote Erzeugnisse der weltbekannten näheren Niersteiner Umgebung an, namhafte rheinhes­sische Weingüter sind dabei vertreten und auch Spezialitäten aus dem Ausland und aus Übersee gibt es zu verkosten. Alle Weine sind für »ab-Hof-Preise« zur Mitnahme erhältlich. Zur Förderung einheimischer Winzer offeriert das Restaurant auch das Mitbringen und Genießen eigener Weine gegen ein Korkengeld.

Optisch: eine Blume – leuchtet mir da auf meinem Vorspeisenteller entgegen: eine ganze, warme, köstliche, samtige Artischocke führe ich mir mit einer kräftigen Kräutervinaigrette mit grobem Senf, einem Teriyaki-Dip auf Balsamicobasis und etwas hellem Brot nun zu Gemüte. Ein wunderbares, ausgefallenes Küchenangebot, die fleischige Frucht und der riesige aromatische Artischockenboden sind ein Gedicht (18,90 €)! Ein feuchtes Tuch für die Hände danach ist ein schöner Service.

Die Entenleber aus dem Périgord ist die Wunsch­vorspeise auf dem anderen Teller. Zwei Stücke zarter, hervorragend gebratener aromatischer Leber mit Röstaromen, Trüffelscheibchen, fruchtiger Weinbergspfirsich in Verjus, ein kleines Brioche mit schwarzem Sesam, Shiso, ein wenig Balsamico muten an wie ein kleiner Burger auf dem Teller und bilden ein kreatives, harmonisches, delikates Aromenensemble – eine gelungene Kombination (34,90 €/auch als halbe Portion erhältlich). Ein Schluck vom köstlichen, edelsüßen Riesling-Eiswein vom Weingut Gröhl darf dabei natürlich nicht fehlen.

Platens‘ Weinhandlung offeriert einen sortentypischen, trockenen Riesling QbA 2020 vom berühmten Roten Hang (dezidierte Inhaltsangaben aller Weine in der Karte), der begleitet jetzt die Hauptgänge (0,2 l/9,75 €). Da serviert uns Frau Zimmermann einen zart gegarten rheinischen Sauerbraten, einen Schmorbraten wie er sein muss und wie es ihn nicht oft auf den Speisekarten gibt: mit süß-saurer, kräftiger, dunkler Sauce, mit vielen Rosinen und Mandeln, mit gebratenem Serviettenknödel, und mit fantastischem, vanillearomatischen Apfelkompott. Das ist ein richtiges, traditio­nelles Sonntagsessen (25,90 €)!

Auf einer großen Platte wird eine ganze, große gebratene Seezunge »Müllerin« – farblich betont in rot, gelb, grün durch Tomate, Zitrone und Dill – präsentiert. Frau Zimmermann filetiert sie gekonnt und serviert sie mit wunderbaren, goldgelben Kartöffelchen vom Bauer Beckenbach und mit der einzigartigen, buttrig reichhal­tigen Sauce meunière – das Ganze ein zarter, leichter, meisterhaft zubereiteter Genuss (49,90 €)! Zu alldem gehört natürlich auch der kleine, aber feine Beilagensalat mit seinen überraschend vielen Zutaten (7,50 €).

Die Kooperation mit regionalen Anbietern, der Einkauf qualitativ hochwertiger Grundprodukte und der nach­haltige Umgang mit diesen Ressourcen prägt seit jeher die Philosophie der Küche, handwerkliches Können, Kreativität und knowhow leisten dazu ihren Beitrag – das genießen wir.

Und wir beschließen unser Mahl mit einem Zitrone-Ingwer-Sorbet und einem Mango-Maracuja-Sorbet, dazu ein paar Beeren und danach noch zwei feine Pralinchen.