Das »El Chico« ist ein Steakhaus alter Schule. Burger oder ähnliches überlässt das Restaurant den vielen aus dem Boden geschossenen Burger-Läden. Steakhäuser alter Schule waren früher ein Selbstläufer. Das ist heute nicht mehr so. Das liegt einerseits an besagten Burger-Restaurants. Andererseits bieten mittlerweile viele Restaurants auch sehr gute Steaks aller Art an. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass sich immer mehr Menschen vegetarisch oder vegan ernähren. In diesem Umfeld behauptet sich das »El Chico« in Mainz aber standhaft. In aller Regel muss man reservieren, wenn man einen Tisch bekommen will, so beliebt ist es.
Warum ist das so? Nun, man wird gleich von den Bedienungen in bester Laune empfangen. Der Service ist als sehr angenehm und zuverlässig zu beschreiben – nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Und auch das Ambiente ist recht ansprechend, in jedem Falle im Verhältnis zu manch anderen Steakrestaurants. Teilweise mit dunklem Holz vertäfelt, findet sich auch geschmackvolle Kunst an den Wänden – der stilisierte Stier ist auch auf der Visitenkarte des Restaurants zu finden – ein von Weinflaschen umsäumter Tresen, die Stühle in schwarzem Leder. Aber das Restaurant ist klein, deshalb gibt es eine recht enge Anordnung der Tische, teilweise mit Hochstühlen. Jedenfalls fühlt man sich wohl, im Sommer auch im gemütlichen Außenbereich, von Grün umringt.
Die Speisekarte ist für ein Steakhaus relativ übersichtlich, das Fleischangebot geht nicht allzusehr in die Breite. Sirloin-, Porterhause-Steak oder ein Chateaubriand finden sich ebensowenig wie ein Klassiker á la Surf`n Turf. Das, was angeboten wird, ist aber von ausgesuchter Qualität. Die Wahl besteht zwischen Rumpsteaks, Filetsteaks und Rib-Eye-Steaks oder Lammfilets.
Das Fleisch kommt ausschließlich von argentinischen Freiland-Farmen, die Black Angus Aberdeen Beef produzieren, Lamm aus Neuseeland. Die Karte hat sich in den letzten Jahren auch nicht verändert. Abwechslung bringen die Tages- bzw. Wochenempfehlungen.
Wir nahmen als Apéritif ein frisch gezapftes kühles Pils mit perfekter Blume aus einer Kulmbacher Brauerei (0,3 l/3,90 €). Als Vorspeise begnügte sich meine Frau mit einer klaren Ochsenschwanzsuppe (7,30 €), es sollte ja noch etwas Deftiges kommen. So halten es viele Gäste. Im Mittelpunkt steht eben gutes Fleisch. Deshalb beschränkt sich das »El Chico« bei Vor- und Nachspeisen auf wenige Angebote. Die Suppe war übrigens schön kräftig, fast schon eine Consommé-Qualität, dazu gab es ein dezent geröstetes Knoblauch-Baguette. Ich selbst probierte nach langer Zeit wieder einmal einen Shrimps-Cocktail (11,90 €). Die obligatorische Cocktailsauce zu den frischen, knackigen Shrimps hatte einen überraschenden Akzent. Sie war mit einer markanten Meerrettich-Note versehen, eine gute Idee. Die Portion war nicht zu üppig – das Fleisch wartete ja noch…
Die Weinauswahl zum Hauptgang fiel dann nicht sonderlich schwer. Auch hier scheinen sich die Betreiber zu sagen: weniger ist mehr. Ein trockener und ein feinherber Riesling tun es, dazu ein Rosé. Für den zum Steak bevorzugten Rotwein kann man immerhin aus sechs internationalen Tropfen wählen, darunter ein argentinischer Malbec, ein Tempranillo aus Spanien, ein Merlot/Cabernet-Sauvignon aus dem Bordeaux sowie ein Merlot aus Kalifornien. Hier würde wenigstens eine kräftige Rotwein-Cuvée aus Rheinhessen noch gut passen, derzeit findet man nur einen lieblich ausgebauten Dornfelder.
Zur Hauptspeise blieb sich meine Frau treu. Statt des eigentlich passenderen Rotweins entschied sie sich für den trockenen Riesling vom Weingut K.F. Groebe (5 €). Der Riesling parierte den von ihr dazu bestellten Filetsteak-Spieß (19,90€) sehr gut. Der Spieß hatte »nur« 100 Gramm, weshalb er auf der Karte als Vorspeise firmiert. Achtung, Besonderheit im »El Chico«: Wer medium gebraten möchte, muss medium rosa bestellen. Denn, so die bestens aufgelegte Kellnerin, medium gebraten heißt im »El Chico« immer medium rare. Zum Spieß gab es eine Folienkartoffel mit einer Sour Cream, köstlich zubereitet, das Fleisch so mürbe wie Rinderfilet sein muss.
Mein Rumpsteak (200 g/23,90 €) erfüllte die Erwartungen ebenfalls. Fettummantelt, wie es sein muss, hatte es den typischen rustikal-mürben Geschmack. Und es war saftig, was ja die Kunst beim Zubereiten eines Rumpsteaks ist. Die Pommes frites dazu waren sehr cross. Ich nahm ergänzend die mild-crèmige Sauce Béarnaise (4 €; alternativ gibt es im »El Chico« die Pfeffer-Sauce, 4,30 €). Und der Malbec (5,90 €) war mit seinem samtigen Mainstream-Rotweingeschmack ein passabler Begleiter. Nachdenken sollte das Lokal so langsam über die Auswahl an Beilagen. Neben Folienkartoffeln (5,60 €), Steakhouse Fries (4,70 €), Knoblauch-Brot (4 €) oder einem Maiskolben (5,60 €), wären einige leichtere side dishes wie zum Beispiel Spinat oder gemischtes Gemüse zu empfehlen.
Zum Ausklang gab es für mich ein Vanilleeis mit heißen Himbeeren (6,90 €), eines der beiden Desserts (die Alternative ist ein Apfel-Strudel, ebenfalls 6,90 €), die das Restaurant anbietet und womit es nichts falsch machen kann. Meine Frau bevorzugte ein flüssiges Dessert, einen Ramazotti mit Zitrone (4,70 €).
12
ESSEN | 7,5 |
TRINKEN | 7,0 |
SERVICE | 8,0 |
AMBIENTE | 8,0 |
PREIS/LEISTUNG | 7,0 |
ERGEBNIS | 7,4 |