Sehr gut besucht präsentiert sich uns in der Abendsonne der elegant-gemütliche Gastraum des Adagio mit großem Ausblick auf den wunderschönen Gartenbereich. Der freundliche und zuvorkommende Dennis Schmidt umsorgt uns heute gerne und mit guter Laune und mit seinem Fachwissen. Ab und zu bekommt er dabei Unterstützung von der ebenfalls fabelhaften Kathrin Hurstjes.

Auf der Speisekarte heißt uns das gesamte Adagioteam willkommen und so fühlen wir uns schnell wohl und lassen unseren Aperol-Spritz (9,50 €) in der Sonne leuchten, begleitet von der herrlichen Nussbutter mit Laucharomen und einem frischen Sauerteig-Dinkel – Brot mit Körnern. Regionales und Saisonales erwartet uns heute, unterstützt von heimischer Flora und Fauna, zur Vollendung gebracht durch handwerkliches Können und Kreativität und mit merklichen Einflüssen aus der – ebenfalls im Atriumhotel beheimateten – »Genusswerkstatt« unter der Feder- und Kochlöffelführung von Carl Grünewald. In der Tat nirgends haben wir je so eine feine, samtige, aromatische Linsencrèmesuppe gegessen, wohlschmeckend belebt durch eine Petersiliengremolata mit winzigen roten Zwiebelstückchen – wie sie uns die Küche nun zur Begrüßung serviert.

Für das 4-Gänge-Menü habe ich mich heute entschieden, anderes probieren wir à la carte, die vegetarische Auswahl ist erfreulich. Ein beeindruckendes Weinangebot offeriert die Karte auf vielen Seiten, sehr übersichtlich geordnet nach Weingütern der Heimat, erweitert um beachtliche deutsche Winzer und Anbaugebiete und um Exquisites aus dem umliegenden Ausland. Neugierig probieren wir heute zwei trockene Scheureben gegen, die beide durch ihre saubere Art überzeugen. Da ist zum einen das Weingut Wagner-Stempel mit seinem Erzeugnis von 2022 (0,1 l/5 €), sehr klar, wohlschmeckend und reduziert ausgebaut.

Ganz unterschiedlich mutet dagegen der 2022er vom Weingut Bischel an, er wirkt jung, spritzig und ausschweifender in den Aromen. Die starken Unterschiede interessieren uns nun zu den folgenden Speisen. Zwei Sorten vom Spargel (im Ofen gebacken und roh in Apfel-Minz-Dressing mariniert) begegnen uns da zwischen Schmandtupfern. Sie umranden einen leuchtend intensivgrünen Petersiliensaucenspiegel. Das Ganze wird belebt durch Sonnenblumenkresse, die mit dem markanten Aroma der Körner und etwas Bärlauch eine perfekte, leichte Harmonie bildet – für den Gaumen und für das Auge (einzeln 15 €).

Ein auf der Haut kross gebratenes, großes, frisches, zart-saftiges Filet vom Saibling ruht auf glasigen rosa Ofenradieschen umgeben von einer beurre blanc. Grüne Farbtupfer geben die schönen zarten Bärlauch-Gnocchi und ebenfalls ein wenig von der aromatischen, intensiven Kresse (18 €). Eine wunderbare, ausgewogene und üppige Vorspeise!

Nicht nur ein Meister der Kräuter und Gemüse, sondern auch ein Meister der Saucen ist Carl Grünewald, denn unter das 6-Minuten-pochierte Bio-Ei hat er eine köst­liche Sauce Béarnaise gezaubert. Beides vermischt sich auf das Vorteilhafteste, und in Knoblauchöl gebratene kleine Champignonstückchen und etwas Zwiebelschmelz ergeben den Crunch für diesen beispiellos fantastischen Zwischengang, der bei mir besondere Verzückung hervorruft (einzeln 12 €).

Ein geschmortes Stück aus der Schulter (mit einer köstlich intensiven Jus) und ein gebratenes Stück aus dem Rücken – beide vom heimischen Reh aus dem Hunsrück sind ein ganz besonderer Fleisch-Hauptgang (darin ist C.G. ebenfalls Meister): das geschmackvolle, geschmorte Fleisch zerfällt fast bei Berührung mit der Gabel und das gebratene Stück ist auf den Punkt zubereitet, durchgängig rosa und ganz zart. Ein wohlschmeckender, nicht alltäglicher Fleischgenuss, der ergänzt wird durch angebratenen Chicorée und eine Nocke kräftig­würziger Pilzcrème (einzeln 38 €).

Sensationell zubereitet und geschmacklich über jeden Zweifel erhaben wie alle Gänge zuvor, präsentiert sich nun auch ein sehr ausgefallenes Dessert aus einem heimischen Kraut in Grün und Rot (denn auch darin sind Carl Grünewald und sein Team Meister): wir genießen ein Törtchen Sauerampferparfait, nicht zu süß, aber hocharomatisch weckt es Erinnerungen an die Kindheit. Dieser ganz besondere Leckerbissen ist umgeben von einem Rhabarberragout, darin ein paar rote Tupfen Himbeergel und knusprige Brezelteigblättchen – sensationell und in sich stimmig (einzeln 10 €)!

Und die Weine? Die haben sich – je nach Gericht – verändert, wodurch verblüffende Eindrücke entstanden. Selbst ausprobieren (!) ist da unser Ratschlag für das Adagio.

ESSEN9,5
TRINKEN10,0
SERVICE9,5
AMBIENTE9,0
PREIS/LEISTUNG9,0
ERGEBNIS9,4

 

Flugplatzstr. 44
55126 Mainz
Tel. 06131 4910
www.atrium-mainz.de

Geöffnet:
Di-Sa 18-21 Uhr
Ruhetag: So+Mo

Vorspeisen und kalte Speisen: 12,00-20,00 €
Hauptspeisen: 15,00-38,00 €
Desserts: 6,00-15,00 €
Menüs: 50/60/75 €
Offener Wein (0,1 l): 5,00-6,50 €